Daten bilden die Grundlage für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt und stehen im Zentrum der Digitalisierung. Die Verfügbarmachung von Daten erlaubt es unterschiedlichen Akteuren, an der Datenökonomie zu partizipieren und damit (wissenschaftliche) Erkenntnisse zu gewinnen, die evidenzbasierte Entscheidungen in allen Gesellschaftsbereichen unterstützen. Ebenso sind Daten essentiell für die Entwicklung neuer und Weiterentwicklung bestehender Produkte und Dienstleistungen. Für die Verbesserung von KI-Algorithmen und Sprachmodellen sind Daten unerlässlich und nur bei deren Verfügbarkeit eine wesentliche Triebkraft für Innovation.
Die vorliegende Datenstrategie bildet einen allgemeinen strategischen Rahmen für den Umgang und die Nutzung von Daten in Österreich. Durch die Schaffung entsprechender organisatorischer, rechtlicher und technischer Rahmenbedingungen beabsichtigt die Bundesregierung den Austausch und die breite Nutzung von Daten bei gleichzeitiger Wahrung hoher Datenschutz- und Sicherheits-Standards zu fördern. Die Art und Weise, wie Daten künftig zum Wohle der Allgemeinheit genutzt werden sollen, muss dabei auf der Grundlage ethischer Prinzipien erfolgen und in Einklang mit den europäischen Werten und Grundrechten stehen.
Die Bundesregierung orientiert sich mit den Zielen der österreichischen Datenstrategie an der europäischen Vision eines gemeinsamen Binnenmarkts für Daten und den allgemeinen Zielsetzungen der Europäischen Datenstrategie.
Vision: Datennutzung zum Wohle der Gesellschaft
Eine verbesserte Datennutzung zwischen Forschung, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Gesellschaft soll zur Förderung evidenzbasierter Politik und des Gemeinwohls sowie zu wirtschaftlichem Erfolg beitragen. Mit dieser Datenstrategie für Österreich möchte die Bundesregierung eine Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung österreichischer Akteure erreichen.
Über einheitliche Standards, Verfahren und Leitlinien soll die Weiterverwendbarkeit von Daten erleichtert, ihre Auffindbarkeit, Verfügbarkeit und Qualität erhöht werden. Dies soll zu einer vermehrten Datennutzung zum Wohle der Gesellschaft und zur Stärkung der Innovationskraft der österreichischen Wirtschaft und Forschung beitragen.
Faire Rahmenbedingungen für alle sollen zur Schaffung von Rechtssicherheit, Transparenz und Vertrauen in die Datennutzung und zur Erhöhung der Verfügbarkeit von Daten beitragen. Durch ein gemeinsames Bekenntnis zum verbesserten Umgang mit Daten in Österreich können bislang ungenutzte Potenziale aktiviert werden.
Im Sinne der Vision des digitalen Humanismus ist es in Zeiten rapider technischer Entwicklungen von essenzieller Bedeutung, den Menschen in den Mittelpunkt des Fortschritts zu stellen. Dieses Grundprinzip ist bei allen die Digitalisierung steuernden Entscheidungen zu berücksichtigen. Auch bei datengetriebenen Innovationen müssen demokratische Grundwerte wie Transparenz, Souveränität und die Wahrung von Persönlichkeitsrechten immer im Vordergrund stehen. Die Nutzung von Daten muss daher von einem hohen Maß an Datenschutz, Sicherheit und ethischen Standards begleitet werden.
Datensysteme und auf ihnen aufbauende datengetriebene Algorithmen müssen so konzipiert sein, dass sie die Vielfalt unserer Gesellschaft reflektieren und dass Diskriminierungen von sozialen Gruppen vermieden werden. Ebenso müssen Dateninfrastrukturen und Datenökosysteme so konzipiert sein, dass diese zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele beitragen. Daten sollen ebenso zur Stärkung der Inklusion und der Teilhabe unterschiedlicher Akteure beitragen.
Zielsetzungen
Ziel 1: Nachhaltige Dateninfrastrukturen und technische Lösungen für den effizienten Datenaustausch entwickeln
Ein wesentliches Element der Europäischen Datenstrategie ist die Stärkung einer auf Dezentralität und Vielfalt aufbauenden Datenökonomie. Das Kennzeichen dieser Datenökonomie ist der Austausch von Daten zur Mehrfachnutzung zwischen unterschiedlichen Akteuren. Die Bundesregierung beabsichtigt daher die Förderung von Projekten, die eine gemeinsame Datennutzung ermöglichen und plant Investitionen in Dateninfrastrukturen und vertrauenswürdige Cloud-Lösungen.
Um einen effizienten Datenaustausch in den einzelnen Domänen (z.B. Gesundheit, Mobilität, Umwelt, etc.) und an den Domänenschnittstellen zu unterstützen, plant die Bundesregierung zudem die Förderung der technischen und semantischen Interoperabilität. Auch die Förderung innovativer Technologien, z.B. die Bereitstellung von synthetischen Daten soll dazu beitragen, den Datenaustausch und die Datennutzung zu steigern.
Die Bundesregierung plant die Unterstützung beim weiteren Aufbau von technischen Tools und Dienstleistungen wie z. B. Datenräumen (Data Spaces) als technologische Basis für einen kooperativen und innovativen Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Akteuren. Das in der Europäischen Datenstrategie definierte Konzept der Schaffung gemeinsamer europäischer Datenräume wird von Österreich aufgegriffen. Ziel der Bundesregierung ist es, die aktive Beteiligung Österreichs beim Aufbau europäischer Datenräume zu fördern.
Ziel 2: Potenziale zur verantwortungsvollen gemeinsamen Datennutzung aktivieren
Das Nutzungspotenzial vieler Datensätze liegt heutzutage brach, weil diese Daten nicht gemeinsam ausgewertet werden können. Es ist das erklärte Ziel der österreichischen Bundesregierung, Bedingungen zu schaffen, die es erlauben, dieses Potenzial zu heben, indem Daten vermehrt nutzbar gemacht werden. Dabei soll sowohl den Bedürfnissen und Rechten jedes Einzelnen Rechnung getragen werden als auch eine Wertschöpfung für die Allgemeinheit bewirkt werden.
Der öffentliche Sektor verfügt über eine Vielzahl an Daten, die häufig für sekundäre Nutzungszwecke außerhalb des ursprünglichen Anwendungsbereichs nur unzureichend verfügbar sind. Daher sind insbesondere öffentliche Stellen aufgefordert, eine Vorreiterrolle bei der Nutzbarmachung von Datenbeständen einzunehmen, zumal diese Daten im öffentlichen Auftrag – also für alle Österreicherinnen und Österreicher – erstellt, verarbeitet und verwaltet werden. Eine verbesserte Zugänglichkeit und Weiterverwendung der Daten Durch eine klare Lizenzierung qualitativ hochwertiger Daten (Open Source) soll sichergestellt werden. Hierzu sollen Daten auch besser katalogisiert und leichter auffindbar gemacht werden.
Enorme Datenpotenziale existieren im Wirtschafts- und Forschungsbereich, wo durch einen verbesserten Datenaustausch zwischen den Akteuren die wirtschaftliche Effizienz und Innovationskraft gesteigert werden kann. Insbesondere in der Trans- und Interdisziplinarität bei der Nutzbarmachung von Daten über Datensilos hinweg bestehen vielfältige Chancen zur Stärkung des Gemeinwohls, der Wirtschaft und der Forschungsleistung in Österreich. Die Bundesregierung ergreift daher Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, die Datenqualität – insbesondere bei den Dateninhabern – zu verbessern. Durch die Etablierung von Datenvermittlungsdiensten soll die sektoren- und branchenübergreifende Vernetzung von Akteuren unterstützt werden.
In diesem Zusammenhang erscheint es wichtig, neben technischen Standards durch konzeptionelle Harmonisierung und die Verwendung standardisierter Metadaten auch eine semantische Interoperabilität zu schaffen. Die Bundesregierung wird hierfür die Entwicklung und Implementierung von Mechanismen zur verbesserten Data Governance vorantreiben.
Ziel 3: Eine innovative Datenkultur und Erhöhung der Datenkompetenz etablieren
Die Bundesregierung möchte die Chancen, die durch die gesteigerte Nutzung von Daten entstehen können, in den Vordergrund rücken und eine innovative Datenkultur fördern, welche diese Chancen ergreift. Um die Potenziale der Datennutzung aktiv zu erkennen und optimal nutzen zu können, bedarf es einer generellen Änderung der Einstellung zu Daten und deren Weitergabe. Einen zentralen Aspekt bildet dabei die Erkenntnis, dass die verantwortungsvolle Weiterverwendung von Daten einen erheblichen Mehrwert darstellen kann. Den hierfür erforderlichen Wertewandel im Umgang mit Daten und deren Verwertung, wird die Bundesregierung fördern.
Der Schlüssel zur erfolgreichen Datenökonomie liegt in der systematischen Förderung von Kompetenzen und Wissen im Bereich der Datennutzung. Dazu zählen ein allgemeines Verständnis über das Potenzial von Daten und Wissen über entsprechende Risiken bei der Nutzung oder Weitergabe. Durch entsprechende Kooperationen, gemeinsame Verfügbarmachung und Nutzung von Daten soll der allgemeine Grad an digitaler Expertise und Know-how in Österreich erhöht werden. Insbesondere sollen die Kompetenzen der österreichischen Bevölkerung in Bezug auf die verantwortungsvolle Nutzung, Analyse und Weiterverwendung von Daten (Data Literacy) entwickelt werden.
Die Bundesregierung beabsichtigt zudem qualitativ hochwertige Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen, um den Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang steht auch die Förderung eines proaktiven Umgangs mit Daten für evidenzbasierte Entscheidungen.
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